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055: Opuwo--Kunene River--Puros


16.11.20

 

Auf der B1 angekommen, geht es links ab nach Omuthyia. Hier sind wir plötzlich mitten im schwarzen Afrika angekommen. Buntes, lebhaftes und lautes Leben, nach all den ruhigeren Tagen draussen im Busch.

Bei einem Reifen-Service lassen wir die Reifen auf Asphalt-Druck aufpumpen.

Vor einem Einkaufszentrum fällt ein alter hellblau lackierter Toyota Pickup auf. Sein Besitzer kommt gerade dazu. Er spricht ordentliches deutsch, meint, dass zu einem alten Knochen wie ihm, auch ein altes Auto gehört, Spassvogel eben…

Ondangwa ist die nächste grössere Stadt. Wir schauen uns an einer Tankstelle um, ob es hier einen kleinen Imbiss geben könnte. Ein netter, höflicher junger Mann fragt, ob er uns helfen kann. Er empfiehlt, in die neue Mall zu fahren.

 

Um es ganz kurz zu machen:

diese Empfehlung war mit dem Versuch verbunden, uns letztendlich am Geldautomat die Kreditkarte zu klauen. Es ist glücklicherweise nicht!!! gelungen.

Im Nachhinein war klar, diese Kerle waren uns gefolgt, gleich nach dem kurzen Gespräch mit dem netten, höflichen jungen Mann. Er war Teil der Bande.

 

Nach diesem Erlebnis wollen wir nur noch raus aus der Stadt. Der Hunger ist wie weggeblasen. Wir entscheiden kurzfristig nicht Richtung Ruacana am Kunene zu fahren, sondern nach Opuwo. Dort wollen wir uns ein paar Tage Entspannung gönnen.

 

Einige Kilometer später eine der üblichen Polizeikontrollen. Die Polizistin weist uns daraufhin, auf dem weiteren Weg auf gar keinen Fall anzuhalten, falls das jemand versuchen sollte. Ja super, das stärkt jetzt nicht gerade unser Sicherheitsgefühl…wo sind wir denn da hingeraten? Der LandCruiser muss jetzt alles geben. Bis Opuwo sind es noch rund 250 Kilometer. In die Dunkelheit würden wir nur ungern kommen. Die Strasse ist ordentlich, gegen 18:30 Uhr sind wir in Opuwo. Alles bestens…

 

Ca. 400 KM


17.11.20

 

Die Lodge liegt auf einem Hügel oberhalb der staubigen Stadt. Nachts schallen entfernte Gesänge herauf zur Campsite. Und jeden Abend bläst ein kräftiger Wind viel Sand durch die Gegend. In dem Ortsteil von Opuwo, der vom Camp aus zu sehen ist, tobt ein regelrechter Sandsturm. Der Bushcamper ist so abgestellt, dass wir abends Windschutz haben und morgens Schatten zum Frühstück. Nachts sorgt ein bewaffneter Security für Sicherheit.

Wir geniessen die Tage auf der Lodge mit ihrem sehr schönen Pool. Die weihnachtliche Dekoration erinnert uns daran, dass wir Weihnachten dieses Jahr nicht mit der Familie verbringen werden. Leider, aber alles können wir eben nicht haben.

Opuwo ist für uns ein einzigartiger Ort in Namibia, obwohl er ziemlich heruntergekommen ist. Himbas haben sich in Hausruinen eingerichtet, leben ansonsten wohl so ähnlich wie ursprünglich draussen in ihren Hütten. Nur dass hier der Supermarkt um die Ecke ist…und damit das Leben etwas einfacher macht. Zumindest für die, die mit den Touristen ein paar Dollar verdienen können. Wenn, ja wenn die Touristen mal wieder zahlreicher hierher kommen.


20.11.20

 

Gaby hat Geburtstag heute. Das feiern wir bei einem Dinner im Restaurant der Lodge. Als Dessert gibt es einen doppelten Amarula und ein Geburtstags-Ständchen vom Personal.


21.11.20

 

Gut vorbereitet und versorgt starten wir Richtung Norden nach Swartbooisdrif am Kunene, dem Grenzfluss zu Angola.

Gaby hat ein paar kleine Lebensmitteltüten zusammengestellt. Die Menschen hier oben haben sicher kein leichtes Leben.

Für die Übernachtung kommt die Kunene River Lodge genau richtig.

 

Ca.130 KM

Wer fährt denn mit dem Fahrrad hierher? Wenn man den Weg kennt, kann man es kaum glauben. Bei diesen Schotterstrassen, dem Auf und Ab, bei Temperaturen um 35° und mehr. Respekt, Respekt!

Nett zu beobachten sind die Affen. Aber besser man behält sie im Auge.

Auf der angolanischen Seite des Kunene sieht der Alltag genauso aus wie auf der namibianischen Seite:

Himbas mit ihren Ziegenherden.


22.11.20

 

Ab hier läuft die D3700 mehr oder weniger direkt am Kunene entlang. Die Strasse ist in gutem Zustand. Entspannt gondeln wir über die Piste. Abschnittsweise erinnert sie an die Fahrt mit der Achterbahn.

Begegnungen entlang des Kunene...

Mittagspause mit liebevoll zubereiteten Sandwich a la Gaby.

Die Landschaft fasziniert uns, wir haben es überhaupt nicht eilig.

Immer wieder ein Erlebnis. Himbas winken und fordern zum Anhalten auf. Die Strecke wird von Touristen gerne befahren, die Himbas wissen das zu nutzen.

Am frühen Nachmittag kommen wir am Camp Cornie vorbei. Nach einer Plauderrunde mit Cornie bei einem eisgekühlten Bier, entscheiden wir uns hier zu übernachten.

 

Ca. 30 KM

 

Keine halbe Stunde später treffen 2 weitere Fahrzeuge ein. Wir waren uns im Etosha schon mal begegnet. Ein junges Paar auf einjähriger Reise durch Afrika, und im Moment sind die Eltern zu Besuch, für 2 Monate. Dieses Mal ist Gelegenheit zur ausführlichen Unterhaltung.

Heute nehmen wir uns das erste Mal die Zeit, ein Brot zu backen.


23.11.20

 

Weiter am Kunene entlang Richtung Epupa Falls.

 

An diesen Kindern im Gehölz sind wir erst vorbeigefahren. "Stop!" ruft Gaby, "fahr mal ein paar Meter zurück, hab da irgendwas gesehen…"

Die Kleinen waren so eine Einheit mit der Umgebung, dass wir sie fast übersehen hätten.

Die Epupa Falls sind nur ein Katzensprung entfernt.

In Epupa buchen wir 2 Übernachtungen in der Omarunga Lodge auf der Campsite. Die teuerste Übernachtung bisher. Von hier aus geht man zu Fuss zu den Wasserfällen.

 

Ca. 70 KM

Auf der Campsite steht nur 1 weiteres Fahrzeug als wir ankommen. Die besten Plätze direkt am Kunene sind frei. Vom Schlafzimmer aus haben wir einen schönen Blick auf den Fluss. Nachts hört man dezent die Wasserfälle rauschen.

Im Moment hat der Fluss einen normalen Wasserstand. Bei höherem Pegel sind die Wasserfälle sicher beeindruckender.


24.11.20

 

Von Epupa aus machen wir einen kleinen Ausflug durch die nächste Umgebung. Gute Gelegenheit auch um Feuerholz zu sammeln.

Zurück in Epupa löschen wir im Dorfzentrum den Durst beim Getränkeladen mit einem Bier. Das gibt es hier nur über die gut gesicherte Theke, und nur in der 0,75 Liter Flasche.


25.11.20

 

Wieder ein herrlicher Tag mit hochsommerlichen Temperaturen. Die Himbas sind gut drauf, wollen trotzdem "money, money" für das schnell geschossene Foto. Wir sind aber auch gut drauf, und winken nur freundlichst zurück.

Die gut präparierte C43 bringt uns nach Okangwati. Unser Gedanke ist, vielleicht können wir uns hier nochmal ordentlich versorgen und tanken, und dann gleich rüber ins Kaokoveld fahren.

 

Die Möglichkeiten sind dann aber sehr begrenzt in Okangwati. Eine reguläre Tankstelle gibt es ebenfalls nicht. Zu Diesel aus irgendwelchen Fässern haben wir kein Vertrauen. Könnte gepanscht sein… Gut, dann doch weiter und wieder zurück Richtung Opuwo.

 

Etwa 50 Kilometer vor Opuwo biegen wir links ab auf eine Fahrspur in den Busch, für die Übernachtung. So wie der Pfad aussieht, wird er nur selten befahren. Da wir noch schön Zeit haben, wird Feuer gemacht für ein zünftiges Gulasch aus dem Potje. Kaum ist alles vorbereitet, rumpelt ein Auto näher. Ein Pickup der Polizei hält bei uns an. Freundliches Hallo der 3 älteren Insassen. Sie tragen keine Uniformen, ein paar Worte werden gewechselt. Mit freundlichem Winken verabschieden sie sich gleich wieder. Und wir dachten, wir wären hier ungestört…

 

Ca. 130 KM


26.11.20

 

Die Nacht war ruhig und ungestört. Nach duschen und Frühstück fahren wir zurück auf die Hauptpiste und weiter nach Opuwo.

 

Ca. 50 KM

 

In der Stadt tobt der Bär! Es geht um Wahlen, das Volk ist in Feierlaune.

Einkaufen und tanken, und die C43 Richtung führt uns weiter nach Süden bis Okorosave, dort zur Abzweigung auf die D3707. Die Piste wird schlechter, die Siedlungen werden weniger und kleiner. Am Trockenfluss Hoarusib angekommen, führt die D3707 für etwa 30 Kilometer immer links oder rechts am trockenen Flussbett entlang. Die Flussquerungen sind sandig aber problemlos.

Wie heisst es doch: der Krug geht zum Brunnen bis er bricht…auch wenn der Krug in diesem Fall ein Toyota LandCruiser ist. Und kein ADAC weit und breit.

Der weitere Weg führt dann weg vom Hoarusib in nordwestlicher Richtung. Die Piste zieht sich mal über eine weite Ebene mit tiefen mehligfeinen Fahrspuren, dann überquert man eine Bergkette.

 

Für die Übernachtung suchen wir heute ein Plätzchen hinter einem Hügel.

 

Ca. 175 KM


27.11.20

 

Heute Abend wollen wir am Marble Camp sein. Dieses Camp kennen wir aus 2018. Von hier kann man nach Norden ins Marienflusstal oder in die Hartmannberge fahren. Was wir tatsächlich machen ist noch nicht entschieden. Erstmal im Camp ankommen.

Das Camp wirkt wie verlassen, keiner da.

 

Ca. 70 KM

 

Am Abend kommt dann jemand vorbei. Er erklärt, dass er die Nacht über hinter der Rezeption schläft.

Es ist ein Muss wenn man im Marble Camp übernachtet:

der Sundowner von der Terrasse des „House on the Hill“, gleich oberhalb der Campsite, zusammen mit Lone Man Nr.1.

Es gibt übrigens 2 Häuser, beide gut ausgestattet, beide zu mieten. Der Blick über die Landschaft bis zu den Bergen ist besonders bei Sonnenuntergang ein Traum.

Ein hartnäckiger Streuner weicht uns vom ersten Abend an nicht mehr von der Seite. Gaby verwöhnt ihn morgens und abends mit Futter. Auf Streicheleinheiten muss er verzichten. Er ist geplagt von Fliegen, und wohl auch von anderen Plagegeistern.

Wenn wir morgens aus der Kabine krabbeln, hat man Mühe, seine freudigen Annäherungsversuche abzuwehren.

 

Ansonsten: Tokos beobachten, Brot backen, mit sooo wenig können wir zufrieden sein 😊

 


29.11.20

 

Die Entscheidung ist gefallen. Wir fahren nicht weiter nach Norden, sondern nach Süden, nach Puros. Es zieht uns wieder in Regionen, wo Tiersichtungen möglich sind.

Noch vor Orupembe trifft man auf den wandernden Lone Man in der Wüstenlandschaft.

In Orupembe kleine Erfrischungspause am Shop 1. Ob sich die Kleinen wohl auch über eine eisgekühlte Cola freuen? Na klar...

Die D3707 ist wider Erwarten in bestem Zustand, kann relativ flott befahren werden. Unterwegs treffen wir auf den nächsten Lone Man, der mit einem Reisenden oben auf einem Hügel sitzt.

Hmmm, der Typ kommt uns irgendwie bekannt vor...

Die Piste kommt an einer Stelle bis auf 30 Kilometer an die Skelettküste heran. In der Ferne sind die Dünen zu sehen.

Die Mittagspause verbringen wir mit dem verzweifelten Lone Man. Er sitzt immer noch so traurig in der Wüste, kann sich auch nicht daran erinnern, dass wir uns schon mal gesehen haben. Nicht einmal ein Bierchen kann ihn aufheitern.

Puros kommt in Sicht. Und das grüne Flusstal des Hoarusib.

Und wie zur Belohnung für die Fahrt durch die wüste Gegend, begrüsst uns eine Giraffen-Familie.

Kurz darauf ist die Omenje Campsite erreicht. Platz 5 liegt schön und schattig direkt am Ufer des Hoarusib.

 

Ca. 135 KM

Wie 2018 sind wir auch dieses Jahr zum 1.Advent in Namibia. Gaby bastelt ein temporäres Adventsgesteck…ist doch hübsch, oder?


30.11.20

 

Gaby hat Fotos mitgebracht von unserer Brillen-Aktion in Puros in 2018https://www.reisezeitlos.de/2018/11/22/026-puros-swakopmund-namib-naukluft-nationalpark/https://www.reisezeitlos.de/2018/11/22/026-puros-swakopmund-namib-naukluft-nationalpark/.

https://www.reisezeitlos.de/2018/11/22/026-puros-swakopmund-namib-naukluft-nationalpark/

Heute wollen wir mal schauen, ob wir die Leute wiederfinden, um ihnen die Fotos zu übergeben.

 

https://www.reisezeitlos.de/2018/11/22/026-puros-swakopmund-namib-naukluft-nationalpark/

Die Herero-Dame, die sich damals nach der Brillen-Aktion extra das beste Kleid fürs fotografieren angezogen hatte, wir finden sie wieder. Sie freut sich sehr über die Fotos. Auch über das kleine Geschenk das wir für sie dabeihaben.

 

In Puros hat sich nichts verändert. Durch den Mangel an Touristen ist die Armut sicher noch verbreiterter  als in 2018. Es ist bedrückend…und es wäre noch bedrückender, wenn da nicht diese Lebensfreude und das Lachen der Leute wäre.

Mit Puros verbinden wir nicht nur gute Erinnerungen. Jedesmal wenn wir hier waren, hatten uns irgendwelche Biester gebissen oder gestochen. Vor allem die Kopfhaut war betroffen. Deshalb sind wir diesmal schlau, und tragen permanent Kopfbedeckung.

Genutzt hat es am Ende aber nicht wirklich. Wie schon bekannt, plagen uns Schwellungen und Juckreiz ab dem zweiten Tag. Die geschützte Kopfhaut ist aber tatsächlich etwas weniger betroffen. Es sind uns keine besonderen Fliegen, Mücken usw. aufgefallen. Nur diese winzigen Mückchen mit dem nervig hohen Summen. Sind es die vielleicht? Man hat jedenfalls einige Tage mit den juckenden Stellen zu tun.

Chips, der das Camp leitet, meint, dass diese Quälgeister immer dann auftauchen, wenn die Elefanten in der Nähe sind.

Trotzdem geniessen wir den schönen Platz am Trockenfluss Hoarusib. Hinter den Bergen geht der Vollmond auf.

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Kommentare: 3
  • #1

    Martin (Samstag, 28 November 2020 18:48)

    Hallo,
    Verfolgen Eure Erlebnisse im Block. Sitzen gerade am Flughafen in Frankfurt nach Namibia. Landen 29.11 und unsere Tour führt an den Kunene, Epupa-Falls, Hartmannstal, Mariental. Sind aus der Ortenau und Birgit Eble ist unsere Bekannte, welche uns auf Euch aufmerksam gemacht hat.
    Vielleicht auf bald
    Martin und Susanne

  • #2

    Biggi & Frank (Dienstag, 01 Dezember 2020 07:50)

    Hallo, danke dass ihr beiden uns wieder mitnehmt auf eurer Reise. Die schönen Bilder und Erzählungen wecken sofort Erinnerungen an unseren Tripp vor zwei Jahren. Genießt die Zeit und speichert die Eindrücke auch in eurem Herzen. Biggi & Frank am 1. Advent

  • #3

    Tom (Sonntag, 06 Dezember 2020 12:48)

    Es ist so schön mit euch durch Afrika zu reisen!!
    Schön, daß ich bei Cornie, dem freundlichen Krokodiljäger auf seinem Camp ward.
    Er gibt sich dort viel Mühe.
    Wir freuen uns schon wieder auf den nächsten Bericht.
    Angie und Tom