27.10.20
Die Pandemie hatte uns einen ordentlichen Strich durch unser letztes Jahr „reisezeitlos“ gemacht.
Am 23. März 2020 sind wir mit einem der letzten regulären Flüge von Johannesburg nach Frankfurt geflogen.
Das liegt inzwischen 7 Monate zurück.
Die ersten 5 Monate war unser Wohnmobil unser Zuhause. Der wunderbare Sommer hat das Leben im und um das Wohnmobil sehr angenehm gemacht. Wir haben diese Zeit genutzt, und ein neues Zuhause organisiert und renoviert.
Seit 2 Monaten geniessen wir das neue „Basis-Lager“.
Alles ist erledigt. Da wäre doch jetzt eigentlich wieder Zeit, unsere Reise fortzusetzen.
Täglich verfolgen wir, wie sich die Einschränkungen durch die Pandemie im südlichen Afrika entwickeln.
Im September besteht in Südafrika immer noch ein Einreiseverbot für Touristen. Es wird von Anfang 2021 für eine Aufhebung des Einreiseverbots gesprochen…keine erfreuliche Aussicht.
Nachdem Namibia die Einreise im September wieder unter strengen Auflagen erlaubt hat, wollen wir die Gelegenheit nutzen.
Bushlore bietet uns an, unseren LandCruiser von Kapstadt nach Windhoek zu liefern. Kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, zieht Südafrika überraschend mit der Öffnung nach.
Um den 01.Oktober veröffentlicht Südafrika eine Liste mit High-Risk-Countries, aus denen nicht zu touristischen Zwecken eingereist werden darf.
Deutschland ist zu diesem Zeitpunkt nicht auf der Liste. Eine Woche später buchen wir einen Flug für den 30.Oktober nach Kapstadt, wo ja unser Auto steht.
Am 19.Oktober wird die aktualisierte südafrikanische Liste veröffentlicht. Gespannt überfliegen wir diese Liste. Die Infektionszahlen auch in Deutschland sind inzwischen wieder gestiegen. Die viel diskutierte 2.Welle scheint Fahrt aufzunehmen.
Unsere Befürchtungen werden bestätigt. „Germany“ steht da, es ist nicht zu übersehen…
Viele andere Länder wurden von der Liste gestrichen, aber Deutschland wurde neu aufgenommen.
Nicht nachvollziehbar, weil einige der gestrichenen Länder deutlich höhere Infektions-Kennzahlen ausweisen.
Daraufhin warten wir gespannt auf die am 21.Oktober angekündigte Veröffentlichung der weiteren Vorgehensweise von Namibia.
Erleichterung! Namibia vereinfacht sogar das Einreiseprozedere. Nur ein PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden, wird gefordert.
Gut, dann eben doch nach Namibia. Wieder Kontakt mit Bushlore aufgenommen wegen unserem Auto, und für den 29.Oktober den Flug umgebucht nach Windhoek.
Heute wurde der Abstrich für den Covid 19-Test genommen. Spätestens in 48 Stunden soll das Ergebnis abrufbar sein.
Wir hoffen, dass es jetzt keine Überraschungen mehr gibt. Nur noch 2 Tage bis zum Abflug…
Den Rückflug haben wir mal für den 15.April 2021 gebucht. Mal sehen, was bis dahin so alles passiert.
Die Welt wird sich auf jeden Fall weiterdrehen...
29.10.20
Es hat alles geklappt. Covid19-Abstrich war nach 26 Stunden ausgewertet, abrufbar und negativ.
Der Flughafen Frankfurt dann ohne die Menschenmengen, die sich sonst dort so tummeln…
Der Flieger hob nach technischem Defekt und gelungener Reparatur mit einstündiger Verspätung gegen 21:45 Uhr ab in den Nachthimmel Richtung Windhoek.
Der Flug war nahezu ausgebucht. Wir dösen so vor uns hin, immer auf der Suche nach einer bequemen Position im Sitz. An richtigen Schlaf ist nicht zu denken. Erwähnenswert wäre da noch die Verpflegung an Bord von Eurowings:
es war die schlechteste, die wir bisher während eines Fluges erlebt haben. Das „warme Abendessen“ war sehr wenig und unappetitlich. Mit 2 Keksen und einer Mini-Tüte Chips, die ausserdem noch ranzig waren, hat man gehofft die Fluggäste abzuspeisen.
30.10.20
Unsere Reise-Bekannten aus Norddeutschland, die wir 2018 in Windhoek auf dem Urban Camp kennengelernt hatten, und mit denen wir auch recht regelmässig in Kontakt sind, haben sich schon vor einer Woche auf den Weg nach Namibia gemacht. Sie kündigen an, dass sie uns im Urban Camp erwarten. Wir können das erst gar nicht glauben… doch tatsächlich, sie sind da, und wir total gerührt.
Herzlichen Dank ihr Beiden, schöner hätte der Start in Namibia nicht sein können.
Michael, von Bushlore in Kapstadt, hat zwischenzeitlich bestätigt, dass er mit unserem Auto auf dem Weg ist. Er hat auch im Orange-Ville Guesthouse bei Stellenbosch unsere eingelagerten Sachen abgeholt, und wird voraussichtlich am Samstag in Windhoek ankommen. Da hat er einen Weg von ungefähr 1.500 Kilometer vor sich.
Bis dahin mieten wir uns in einem Safari-Zelt ein. Frühstück, Abendesssen, und Kleinigkeiten zwischendurch, gibt es immer lecker im Restaurant hier auf dem Platz.
31.10.20
Die reisefreudigen Freunde wollen heute weiter. Der Abschied verzögert sich aber etwas, denn es gibt einfach immer genug zu „schnacken“. Eine gute Reise wünschen wir euch, eventuell sehen wir uns bald wieder…wer weiss.
Michael ist mit dem Auto inzwischen in Windhoek angekommen.
Im Depot von Bushlore übernehmen wir unseren Bushcamper, und fahren zurück ins Camp.
Der Bushcamper wird wieder so eingeräumt und eingerichtet, wie es sich auf der Tour durch Südafrika Anfang des Jahres schon bewährt hatte.
Darauf einen Gin Tonic!
03.11.20
Den Montag gestern haben wir noch genutzt, um uns mit den wesentlichen Dingen für die nächsten Tage zu versorgen.
Heute sind wir startklar und es geht endlich auf die Piste. Nach ein paar Kilometern auf der C28 raus aus Windhoek Richtung Westen, biegen wir ab auf die D1958 nach Norden. Und schon sind wir auf einer staubigen Pad. Ja, so macht das LandCruiser fahren noch mehr Spass…
Wir können es immer noch nicht ganz glauben, dass der Neustart von „reisezeitlos“ doch noch möglich wurde. Die letzten Monate konnte man nicht sicher sein, ob, wann, und wie es weitergeht.
Im Übrigen gibt es auch keinen konkreten Plan, wohin uns diese Reise führt. Vieles hängt davon ab, wie sich die Situation in den Nachbarländern entwickelt. Wir hoffen, dass auch Botswana seine Grenzen in der nächsten Zeit wieder öffnet.
Mittagspause in der „Wildnis“ des Khomas Hochland.
Seit wir auf die D1958 abgebogen sind, haben wir kein einziges Auto mehr gesehen. Am Nachmittag suchen wir ein abgelegenes Plätzchen für die Übernachtung.
Gaby pirscht durch das Gelände und findet einen Oryx-Schädel...
Ca. 110 KM
04.11.20
Nach dem ersten Abend ganz alleine draussen unter dem Sternenhimmel, und der ersten Nacht ohne ein einziges Geräusch, weckt uns ein strahlender Morgen.
Auf der weiteren Fahrt müssen immer wieder Tore geöffnet und wieder geschlossen werden.
Hier und da flitzen die kleinen Ducker über die Fahrbahn. Für ungeübte Pisten-Neulinge dürfte mit max. 100 km/h bereits die Schmerzgrenze überschritten sein...
In Wilhelmstal stossen wir auf die asphaltierte B2. Hier erst links, dann gleich wieder rechts ab auf die C36. Weiter über Omaruru geht die Fahrt bis Uis.
Der Wasserhahn des Wassertanks gibt nur noch ein Rinnsal ab. Irgendetwas sorgt für Verstopfung. Deshalb entscheiden wir uns in Uis für die Übernachtung auf einer Campsite. Bei der Suche nach dem Grund der Verstopfung findet sich der Rest eines Blattes im Schlauch hinter dem Wasserhahn…!? Wie kam das wohl dahin?
Ca. 230 KM
05.11.20
Der etwas andere Blickfang: ein ausgedientes Moped, Marke Zündapp.
Die weissen „Dünen“ bei Uis stammen aus der früheren Mine. Ansonsten gibt es hier nicht mehr als eine Tankstelle, einen kleinen Supermarkt und ein paar Übernachtungsmöglichkeiten. Ach so, die Autovermietung, nicht zu vergessen...
Durch das Land der Damara geht es Richtung Brandberg. Die Brandberg White Lady Lodge ist für uns immer einen Besuch wert. Über einen kleinen Umweg durch die Umgebung steuern wir auf die Lodge zu.
Der Preis für die Übernachtung auf der Campsite wurde gegenüber 2018 um gut 30% gesenkt. Um die 20.-€ sind es aktuell für 2 Personen. Ein Sonderangebot an die wenigen Touristen die im Moment unterwegs sind.
Dafür gibt es grosszügige Plätze auf dem weitläufigen Gelände, mit Blick auf den Brandberg. Pool und gepflegte Gartenanlage bei der Rezeption sind inclusive. Ab und zu kommen auf dem Campareal auch Elefanten vorbei. Direkt neben unserem Platz sind auf jeden Fall ihre Fussspuren zu sehen.
Zum Sundowner das erste Lagerfeuer dieser Tour.
Morgens sitzen die Grauen Lärmvögel ungeduldig auf den Bäumen, warten auf eine Gelegenheit bei unserem Wasserhahn zu trinken.
06.11.20
Gaby ist nach dem Frühstück abenteuerlustig und will die nächste Umgebung erforschen. Da bin ich doch gerne dabei. Auf teilweise rumpeliger und mal sandiger Piste steuern wir einen Aussichtspunkt auf den Brandberg an.
Für den Rückweg wählen wir eine andere Piste, die zum leuchtend grünen Band des trockenen Flusses Ugab führt. In den Uferzonen des Ugab liegen überall die Hinterlassenschaften von Elefanten. Leider ist aber kein einziger zu sehen.
Ca. 40 KM
07.11.20
Von der Brandberg White Lady Lodge machen wir uns auf den Weg über leichte 4WD-Tracks westlich um den Brandberg herum.
Unser Plan: über den Divorce Pass soll es dann Richtung Twyfelfontein gehen.
Bei um die 40 Grad, kurze Mittagspause beim Hungarob Picnic Spot am Fusse des Brandberg. In der trockenen Wüstenlandschaft taucht jetzt häufiger die Überlebenskünstler-Pflanze Welwitschia Mirabilis auf. Sie kommt nur hier im südlichen Afrika vor.
Später nehmen wir die D2342 bis zur Abzweigung auf die D2302. Nach etwa 5 Kilometer geht es rechts ab über das Gelände der ehemaligen Brandberg Mine in die Berge.
Bis hierhin ist dieser Oldie irgendwann mal gekommen, seither liegt er hier.
Mehr als der 1.Gang wird auf dem weiteren Pfad immer seltener gebraucht…ab und zu auch die Untersetzung.
Am Nachmittag ist planmässig wieder der Ugab Trockenfluss erreicht. Oberhalb des Flussbettes bietet sich ein Platz für die Übernachtung an. Gegenüber in den Felsen sind Affen zu hören, aber nicht zu sehen.
Ca. 115 KM
08.11.20
Die erste Gelegenheit mal die Dusche vom Bushcamper zu testen. Funktioniert super! Der Warmwasserboiler macht das Duschen in der Wildnis zum ausgesprochenen Vergnügen…
Benny hat bald Geburtstag. Zeit also, um Fotos für eine Grusskarte zu machen.
Die Route auf unserem Navi mit Tracks4Africa führt erst am und im Flussbett entlang. Nach der Querung des Ugab geht es dann gleich steil bergauf auf losem steinigem Untergrund.
Hier beginnt der Divorce Pass.
Die Piste windet sich auf und ab durch die bergige Wüstenlandschaft. Die einzige Pflanze die man so sieht, scheint aus den Steinen zu wachsen. Nach endloser Rüttelei kommen wir nach langen 5 Stunden Twyfelfontein näher.
Kurze Zusammenfassung der Touren am und um den Brandberg als Video:
Den Gedanken an eine Übernachtung im Busch verwerfen wir in Anbetracht der nahen „Zivilisation“. In ein paar Kilometern Entfernung gibt es das Aba Huab Camp. 2012 waren wir schon einmal hier. Doch das Camp ist inzwischen geschlossen.
Beim Kurven über den verwahrlosten Platz kommt uns eine junge Lady strahlend entgegen: „Oh sorry, the camp is closed, but you can stay here for 100.-$ (ca. 6,00 €), but we have no water and no electricity…“
In der Zwischenzeit fegt der Wind Sandwolken über den Platz. Bei diesen Verhältnissen wollen wir nicht irgendwo da draussen übernachten. Im Schutz einer Hütte bleiben wir stehen. Irgendwie war das jetzt doch noch eine glückliche Fügung.
Gaby macht sich umgehend an die Vorbereitung des Abendessen. Sie zaubert leckere Bratkartoffeln, mit dem Hinweis:
Achtung, es wird beim essen wahrscheinlich zwischen den Zähnen knirschen. Klar, ganz können wir den sandigen Böen nicht entgehen ( siehe Hintergrund 2.Foto )
Ca. 65 KM
09.11.20
Über Khorixas geht es heute bis nach Kamanjab.
Dieser Verkaufsstand an der Strasse hat geschlossen. Hoffentlich stammen die knöchernen Überreste nicht vom Standpersonal.
In Khorixas geht Gaby einkaufen im gut sortierten und blitzsauberen OK Food Supermarkt, während ich im Auto warte. Sicherheitshalber…
Die Securities haben einiges zu tun, die bettelnden Leute (wirklich zum Teil arme bedauernswerte Kreaturen…aber auch junge und listige Kerle) in Schach zu halten. Ein Security begleitet Gaby aus dem Supermarkt und wartet bis der Einkauf im Auto verstaut ist.
In Kamanjab buchen wir für 2 Nächte im Oppi Koppi Restcamp eine Campsite. Hier sind die Preise genau wie 2018. Kein Covid19 Discount. Und wir sind heute die einzigen Camper.
Ca. 205 KM
Welche Freude, den Strauss gibt es auch noch! 2018 hatten wir viel Spass mit ihm, als er aus seinem Gehege ausgebüchst war, und einen Angestellten vom Camp über den Platz gejagt hat. Mit Straussen ist nicht zu spassen.
11.11.20
Vorgestern, auf dem Weg von Khorixas nach Kamanjab, haben wir von einem der insgesamt 3 Autos die uns entgegenkamen einen Steinschlag eingefangen. Nichts grosses…aber seit gestern morgen sehen wir einen 15 cm langen Riss in der Scheibe, der täglich etwas länger wird.
Und was fällt uns spontan dazu ein? „Carglas repariert, Carglas tauscht aus…auch in ihrer Nähe“
In Namibia ist das nicht so.
Die nächste Möglichkeit die Scheibe auszutauschen wäre in Otjiwarongo, 220 Kilometer entfernt. Da wir ohnehin über Outjo fahren wollten, ist es ein vertretbarer Aufwand die 70 Kilometer noch dran zu hängen.
In Outjo machen wir fast schon traditionell Mittagspause im Restaurant „The Farm House“. So auch heute.
Tradition in Outjo ist auch Weimann’s Garage. Jetzt mit e-car Angebot ? Man will wohl den Anschluss nicht verpassen...
Die Firma GP Glass in Otjiwarongo rät bei diesem kleinen Schaden vom Austausch der Scheibe ab. Sie glauben auch nicht, dass der Riss weiterwandert. Na gut, wir vertrauen dem Experten, schonen damit auch die Reisekasse. Also wieder zurück Richtung Outjo.
Auf dem Rückweg verlieren wir die komplette Halterung des hinteren Nummernschild. Und nur weil wir ein kurzes Stück zurück gefahren sind, um ein ausgeschildertes Camp anzuschauen, haben wir es wiedergefunden.
Unterwegs bietet ein kleiner Gebrauchtwagenhändler neue und ältere Modelle an
😊
Letztendlich landen wir auf der Campsite der Etotongwe Lodge bei Outjo.
Ca. 300 KM
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Dani (Dienstag, 10 November 2020 22:08)
Hallo Ihr Lieben,
es ist einfach wieder wunderschön euch auf diese Weise zu "begleiten" :-))
Habt eine tolle und erlebnisreiche Zeit und passt auf euch auf.
Glg Dani & Uwe
Elvira (Freitag, 13 November 2020 21:01)
Hallo Ihr Zwei,
auch wir wünschen euch eine schöne Reisezeit. Liebe Grüße auch von Helga und Franco :). Bleibt gesund - Elvira & Wolfgang