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060: Kuiseb Canyon--Sossusvlei--Aussenkehr


07.01.21

 

Wir kommen am Kuiseb Canyon an.

 

Ca. 170 KM

 

2018 waren wir auch schon mal an dem Ort, an dem der Freiburger Henno Martin und sein Kollege Hermann Winterkorn 1940 vor dem 2.Weltkrieg abgetaucht sind. Ganz in der Nähe gibt es noch die Überreste einer Behausung von damals. Ob die Beiden angesichts der neuen Bedrohung in der Welt auch wieder in die Wüste ziehen würden? (Buch von Henno Martin: „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“).

Bei der kleinen Schutzhütte werfen wir Anker. Es bläst wie der Teufel, das Auto gibt uns Windschutz.

Die schweren Gewitterwolken geben dieser dramatischen Felsenlandschaft den passenden Rahmen. Im Canyon steht Wasser. Der Kuiseb muss vor kurzem noch geflossen sein.

Wir haben von schweren Regenfällen bei Windhoek, Rehoboth und Keetmanshoop gehört, die Strassen weggespült haben sollen.

Nach kleiner Wanderung gibt es einen Frappé, wie wir ihn vor einigen Jahren in Griechenland kennengelernt haben. Passt als Erfrischung auch sehr gut in diese fantastische Kulisse.

Der Sonnenuntergang gibt sein bestes, uns in seinen Bann zu ziehen. Es ist ihm gelungen!


08.01.21

 

Nachdem der Wind sich gelegt hatte, breitete sich die absolute Stille aus. Wir haben geschlafen wie die Götzens, ähh, Götter 😊

Auf der C14 geht es weiter. Erklärtes Tagesziel: Sesriem. Weit und breit sieht man nur diesen einen Baum in der felsigen Landschaft.

Eine Gäste-Farm auf diesem Foto weckt unschöne Assoziationen.

Vorfreude auf den legendären Apfelkuchen in Solitaire. Doch das Lokal, wo er normalerweise gebacken wird, ist zu. Das kann doch nicht wahr sein?

Drüben bei der Tankstelle winkt uns jemand zu, wir sollen rüber kommen. Gerettet! Hier beim Tsondap General Dealer wird der Apfelkuchen jetzt angeboten. Möglicherweise eine Anpassung an die kleinere Zahl an Touristen.

Zusammen mit einem Cappuccino war der Apfelkuchen jedenfalls wieder ein Gedicht. Für später lassen wir uns gleich noch 2 Stücke einpacken.

Ab der Abzweigung Sesriem/Sossusvlei wird fleissig an der Teerstrasse gearbeitet.

Auf der Campsite ist nicht viel los. Das letzte Mal als wir 2018 hier übernachtet haben, war jeder einzelne Platz belegt.

Wir sind früh dran, und fahren gleich nach dem einchecken die 60 Kilometer bis Sossusvlei. Der stramme Wüstenwind treibt auf den ersten Kilometern reichlich Sand durch die Landschaft.

Je näher wir Sossusvlei kommen, desto mehr lässt der Wind nach, und die Tierwelt nimmt zu. Strausse und Oryx sind immer wieder zu sehen.

 

Ca. 280 KM

In den Sanddünen von Sossusvlei drehen wir ein paar Runden, soweit wir nicht befürchten müssen, dass unser Schwergewicht im tiefen Sand versinkt. Um das zu vermeiden, gehe ich an unübersichtlicher Stelle lieber mal zu Fuss die Lage peilen.

Auf dem Rückweg zum Camp kurzer Fotostop an Düne 45. Keine Touristen weit und breit. Der Dünengrat zeigt sich ohne den sonst üblichen Trampelpfad. Im übrigen sind auch andere Dünen sehenswert.

Gemütlicher Tagesausklang auf der Campsite.

 

Ca. 350 KM


09.01.21

 

Dieser gestrechte LandCruiser mit gleich 3 Dachzelten dürfte Seltenheitswert haben. Erinnert irgendwie an Reihenhaus…

An der Tankstelle gibt es frisches Brot, und natürlich Diesel. So wie auf dem Foto sollte es immer an Tankstellen aussehen. Nur geländetaugliche Fahrzeuge erlaubt...😊😊😊

Die C27 führt nach Süden. Die Lodge Klein Aus Vista bei der Ortschaft Aus, ist das Tagesziel.

Vorbei an dieser burgähnlichen Lodge geht es zum Namib Rand Nature Reserve.

Achtung Wildwechsel!

Die C27 zeigt dann bald erste durch Regen verursachte Beschädigungen. Kleinere und später auch grössere. An dieser Stelle war dann Zwangspause. Auf die Frage an den Fahrer des Graders, ob ich denn links vorbei fahren könnte, war die Antwort: „wait a minute, i make it nice for you“. Er schiebt eine Umfahrung so zurecht, dass wir mühelos durch kommen.

Die nächsten Fahrbahnschäden sind noch nicht bearbeitet. Jedoch glücklicherweise mit Vorsicht zu überfahren.

Wenn in der Wüste Regen fällt, dann dauert es nicht lange bis zartes Grün spriesst und die Blüten sich entfalten. Die Fahrbahnränder sind grün und gelb eingerahmt.

Beim Fotostop wird nach Sweeties gefragt.

Seit Sesriem waren wir nur auf Gravel Roads unterwegs. Mit der B4 gibt es wieder Teer unter die Räder.

 

Ca. 350 KM

Klein Aus Vista ist eine sehr sympathische Lodge mit Flair, Restaurant und Pool. Und nicht zu vergessen, es gibt eine Kühlvitrine mit 3 verschiedenen Torten. Vor allem die Karotten-Torte...zum niederknien.

Die Campsite liegt 2 Kilometer entfernt und idyllisch zwischen den Bergen.


10.01.21

 

Am Platz Nr.6 hängt ein grosses Webervogelnest im Baum. Mit unserem Schlafzimmer liegen wir auf der gleichen Höhe wie das Nest und nur einen Meter entfernt. Wir bekommen jeden Piep mit, der aus dem Nest dringt. Die Webervögel sind Menschen gewohnt, und entsprechend zutraulich.

Auf dem nächsten Foto sind nicht nur Vögel zu sehen. Oder?

Es gibt noch andere Wüstenbewohner, die sehr zutraulich bis aufdringlich sein können. Mein Blick geht durch die Kamera um die Webervögel zu beobachten. Da zwickt mich etwas in den Zeh. Ein mausgrosses Wesen hat mich angeknabbert. Ganz schön frech!

Vom Camp aus gibt es ein paar Wanderpfade, die eigentlich bezahlt werden müssen, sobald man sie benutzt. Da fehlt uns dann doch das Verständnis…

Gestern waren mit uns 3 Fahrzeuge auf dem Platz. Heute füllt sich der Platz bis zum Abend.

So viele Camper haben wir ja seit 2 Monaten nicht mehr auf einem Platz gesehen. Alle 10 Plätze sind belegt. Klar, die Hauptstrasse führt nach Lüderitz, einem Standardziel für manche Namibia-Urlauber.


11.01.21

 

Nach dem Tanken in Aus, dieseln wir nach Lüderitz.

 

Ca. 100 KM

 

In der weiteren Umgebung leben die Wildpferde von Garub. Diese 2 grasen (?) unweit der Strasse, lassen sich durch nichts animieren, mal den Kopf zu heben.

Der Sand aus den Dünen muss wahrscheinlich regelmässig von der Strasse geräumt werden.

 

Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch Lüderitz, steuern wir den Campingplatz auf Shark Island an. Doch der ist geschlossen. Wir hatten uns auf diesen Platz gefreut. Das Wetter ist bombig, es wäre ein Vergnügen gewesen hier zu übernachten. Mittagspause unterhalb des Leuchtturms, im Hintergrund der leider geschlossene Campingplatz. Danach fahren wir wieder zurück nach Klein Aus Vista. Dann haken wir das mal als Tagesausflug ab.

 

Auf dem Rückweg noch ein Abstecher zum Garub Pan Viewpoint. Von hier überblickt man die Ebene, in der die Pferde leben. In weiter Ferne zählen wir weitere 15 Tiere.

 

 

Zurück auf Klein Aus Vista ist es Zeit für Abendessen. Heute gibt es Schlange nach Buschmann-Art und dazu Kartoffel-Gemüse-Pfanne.

 

Ca. 100 KM


12.01.21

 

„Auf den Spuren von Angie und Tom“ rollen wir heute durch die Bergbau-Stadt Rosh Pinah nach Oranjemund und an den Atlantik.

 

Ca. 280 KM

30 Kilometer nach Rosh Pinah treffen wir auf den Oranje. Die Gegend ist links und rechts der Strasse Sperrgebiet. Überall wird nach irgendetwas in der Erde gebuddelt. Wahrscheinlich nach Diamanten...

Auf der anderen Seite des Flusses liegen riesige Anbauflächen. Das Wasser des Oranje macht Landwirtschaft in der Wüste möglich.

Von Oranjemund sind es noch rund 10 Kilometer bis zum Strand. Der Oranje mischt hier sein braunes Wasser mit dem Atlantik. Kleines Päuschen mit der superleckeren Karotten-Torte von Klein Aus Vista.

Gaby muss immer wissen, wie kalt das Wasser ist. Und? Kalt!

Am Strand gibt es nette gemauerte halbrunde Windschutzhütten, mit Grillstelle. Eigentlich schöne Plätze für eine Übernachtung. Nach kurzer Überlegung verwerfen wir den Gedanken. Wir wären die Nacht über hier ganz alleine. Der Atlantik tobt mit einer gewissen Geräuschkulisse. Noch nicht einmal die Chance ein heranfahrendes Auto zu hören. Nein, Sicherheit geht vor.

Zurück in Oranjemund folgen wir der Beschilderung zu Shepperd’s Lodge. Sie liegt am Rande der Dünen. Die Campsite ist sehr einfach, aber alles funktioniert. Ein namibisches Rentner-Paar begrüsst uns. Sie haben sich für einige Wochen hier eingerichtet. So ziehen sie mit viel Zeit immer mal wieder weiter. Spontan bieten sie uns ihren Grill an, damit wir beim Auto grillen können.


13.01.21

 

Heute Morgen ist es ganz schön frisch. Der nahe Atlantik sorgt für ungewohnt frische Temperaturen. Das Frühstück verschieben wir auf später. An einem Rastplatz und mit angenehmeren Temperaturen geniessen wir das verspätete Frühstück.

Ein spannender Tag heute.

Die namibische Regierung will die weiteren Massnahmen zum Thema Covid19 bekanntgeben. Südafrika hat die Grenzen wohl wieder geschlossen. Botswana hat das ebenfalls angekündigt. Was wird Namibia machen?

 

Vorab ein kurzer Bericht zum Status unserer Reise:

 

das Bushcamper-Team hat bereits am 2.Januar in einer ausserordentlichen und emotionalen Sitzung beschlossen, die Tour vorzeitig zu beenden. Die Antragstellerin für einen sofortigen Abzug hat sich insoweit kompromissbereit gezeigt, dass wir zumindest bis zum Ablauf unserer 90 Tage Visa in Namibia bleiben. Sie ging damit das Risiko ein, dass ein Lockdown vor dem Abflugtermin angeordnet werden könnte. Der ursprüngliche Rückflug am 15.April ist inzwischen umgebucht auf den 27.Januar. Wir wollten nicht riskieren, hier in einem Lockdown auf unbestimmte Zeit festzuhängen. Die Erfahrung aus dem Frühjahr 2020 hat gezeigt, wie schnell das passieren kann.

 

Soweit die aktuelle Meldung aus dem Pressezentrum von „reisezeitlos“😊

 

Für brauchbares Internet müssen wir zurück nach Rosh Pinah. Ist die Mitteilung der Regierung schon veröffentlicht? Wir finden das offizielle Dokument, sind gespannt.

Es gibt keine Einschränkungen für Reisende!!!

Mann, sind wir erleichtert…im Internet wurde schon gemunkelt, dass Windhoek abgeriegelt werden könnte. Ja, man sollte solche Spekulationen von irgendwelchen Menschen einfach ignorieren.

 

Nun ist davon auszugehen, dass sich bis zu unserem Abflug nichts mehr ändert. Jetzt kann Gaby wieder aufatmen, und die letzten Tage unserer reisezeitlos noch geniessen.

Entspannt drehen wir um, fahren auf der anderen Seite des Oranje durch eine wilde Berglandschaft Richtung Aussenkehr.

Aussenkehr lebt vom Anbau von Trauben. Ein riesiges Hüttendorf ist Heimat von unzähligen Arbeitern.

Jetzt erst erinnern wir uns wieder, dass wir hier in der Gegend schon mal übernachtet haben. Es war 2018, als wir von Südafrika nach Namibia gefahren sind. Wie hiess denn die Campsite gleich noch mal? Auf Ioverlander finden wir sie wieder. Das Amanzi Trails. Eine schöne und gepflegte Anlage mit grosszügigen Stellplätzen direkt am Oranje. Es ist heute richtig heiss, über 40 Grad. Bis zum Abend pfeifen immer wieder kräftige Böen über den Platz. Gegen 22:00 Uhr immer noch 30 Grad.

 

Ca. 250 Kilometer


14.01.21

 

Die letzten Tage haben wir doch einige Kilometer gemacht. Heute bleibt das Auto stehen, wir machen Pause. Auf dem Nachbarplatz steht ein 4x4 Campmobil mit Konstanzer Nummer. Die Internetadresse auf dem Auto ist uns irgendwo schon mal begegnet: www.travelsouthbound.de. Tanja und Armin sind länger unterwegs. Im Moment aber auch am überlegen, wie ihre Reise weitergehen könnte.


15.01.21

 

In der Nähe von Aussenkehr gibt es einen 4x4 Trail namens „Canyon Route“. Der Trail liegt im Aussenkehr Nature Park. Für den Zugang und Ausgang des Trails wird ein Schlüssel benötigt. Den holt man sich beim Spar gegen 100 Namibia $. Es gibt eine Skizze mit Roadbook dazu. Laut Skizze ist der eigentliche Trail 35 Kilometer lang.

Auf dem Plan wird darauf hingewiesen, dass ein Suchtrupp losgeschickt wird, sollte der Schlüssel am Abend nicht im Spar zurück sein. Wir sind auf das kleine Abenteuer gespannt. Die Temperaturen sind seit gestern übrigens wieder im normalen Bereich angekommen.

Als erstes wird der beeindruckende Canyon erreicht.

Nach leichtem Auf und Ab mit schöner Aussicht, kommt die Abfahrt in das Tal des Inaub River. Ab hier wird es interessanter. In letzter Zeit ist hier niemand unterwegs gewesen. Es sind weit und breit keine Reifenspuren zu finden. Mehrere Felsstufen unterbrechen erstmal die Fahrt im Flussbett.

Die erste Stufe erfordert leichte Bauarbeiten, um die 50 cm hohe Kante überfahrbar zu machen.

Für die nächsten Stufen findet sich dann jeweils eine geeignete Stelle, die vorsichtig befahren werden kann.

Bei der letzten Stufe führt der Weg über die Felsplatten.

Dem Flusslauf folgend, suchen wir uns eine befahrbare Spur. Links und rechts tauchen Köcherbäume an den felsigen Hängen auf.

Der Trail verlässt das Flussbett. Nach weiteren Kilometern kommt man an ein Wasser-Reservoire. Es sind Zebras unterwegs und Pferde. Die Zebras allerdings sehr scheu.

Am Ende des Trails passt der zweite Schlüssel ins Schloss der Absperrung. Direkt durch die Traubenplantagen von Namibian Grape Company erreicht man wieder die Hauptstrasse.

Schön war’s, und auch ein bisschen spannend…


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Kommentare: 1
  • #1

    Tom (Freitag, 15 Januar 2021 10:41)

    Mann, was ist das wieder für ein toller Bericht!!! Traumhafte Fotos und schöne Texte. Und mutig seid ihr: Sogar Schlange gibt es bei euch zum Abendessen.
    Glücklicherweise gibt es bei euch keinen Lockdown und ihr könnt euch frei bewegen. Genießt weiter dieses schöne Land und die Wärme. Hier im Norden ist es unangenehm naßkalt.
    Beste Grüße von Angie und Tom